Natascha

genannt Täschchen ist sich sicher, dass sie später einmal berühmt werden wird. Fragt sich nur wofür. Für den Kraushaarkopf, den sie von ihrem Vater geerbt hat, bestimmt nicht. Werbung für Dreiwettertaft: Ausgeschlossen. Auch wird sie unter keinen Umständen die Goldmedaille in rhythmischer Sportgymnastik gewinnen oder gar die Weltmeisterschaft der Standardtänze. Rhythmusgefühl? Fehlanzeige.
Als Dressurreiterin vielleicht? Vergiss es! Pferde sind nicht ihr Ding. Wie wär’s mit Angelkönigin? Kaum. Zwar geht Täschchen schon seit Ewigkeiten mit ihrem besten Freund Tom Woche für Woche zum Angeln, aber eher haben sie alte Schuhe am Haken als Fische und nutzen die Zeit lieber zum Quatschen. Mathegenie? Schon eher. Zahlen gehen Täschchen leicht von der Hand. Auch kann sie gut schreiben. Täschchenbriefe zum Beispiel. Das sind Briefe, die sie ihrem Täschchen schreibt und die sie darin verstaut. Briefe über ihr Leben mit ihrer chaotischen Familie, ihrem Vater mit seinem Fahrradladen, ihrer Mutter mit ihren Spleens, ihrer kleinen Schwester Lisbeth mit ihren ständigen Jungsgeschichten oder ihrer großen Schwester Jule mit ihrem Dauerliebeskummer. Aber meistens schreibt sie natürlich über ihre eigenen Gefühle und da geht es drunter und drüber, kreuz und quer, hoch und runter. Liebeschaos pur.
Was Täschchen aber wirklich perfekt beherrscht, absolut perfekt, ist, kein Fettnäpfchen auszulassen. Steht irgendwo eins rum, tritt sie hundertprozentig hinein. Und zwar mit Schmackes. Das liegt vielleicht daran, dass sie ihr Herz auf der Zunge trägt und Zurückhaltung nicht unbedingt ihre Stärke ist. Wenn Täschchen also berühmt wird, dann höchstwahrscheinlich als größte Insfettnäpfchentreterin der Welt.